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Mit dieser Folge bringe ich den Teil des Feedbacks zu Ende, der sich auf Rückmeldungen von Schülerinnen und Schüler an Ihre Lehrpersonen bezieht.

Selbstverständlich ist es mir selbst nur zum Teil gelungen, von meinen Lernenden etwas darüber zu erfahren, ob und wie sie von meinem Unterricht profitiert haben. Ich bin so vorgegangen: Ungefähr alle vier Wochen – heute würde ich es öfter machen – habe ich selbst meinen Unterricht vor der Lerngruppe evaluiert, d. h. ich habe gesagt, an welchen Stellen ich den Eindruck hatte, meine Unterrichtsstrategien seien nicht so wirksam gewesen, wie ich es erhofft bzw. erwartet hatte. Zu meinem Erstaunen lag ich nicht selten mit meinen Einschätzungen daneben, denn die Schülerinnen und Schüler teilten insbesondere meine negativen Eindrücke oft nicht. Sie sagten dann beispielsweise: „Nee, war schon ganz in Ordnung, aber wir haben vorher eine Mathearbeit geschrieben“ oder „Es war halt einfach schwer, und da haben wir wahrscheinlich zu schnell abgeschaltet.“ Während sie mich also einerseits trösteten, dass meine Lehrbemühungen im Prinzip ganz in Ordnung waren, rückten sie bei solchen Gelegenheiten mit der Sprache heraus: „Also, das mit der Vergangenheit haben wir nicht gut verstanden. Da hätten wir viel mehr Beispiele gebraucht“ oder „Wer kann schon immer an die ganzen Regeln denken, die Sie an die Tafel schreiben. Im Ernstfall sollen wir doch einfach so drauflos reden.“  „Also ich konnt‘ echt was mit der Phantasiereise neulich anfangen. Das sollten wir öfter machen.“

Zu solchen Aussagen von Schülerinnen und Schülern kann man auch kommen, wenn man – wie die Lehrerin in der Episode der letzten Folge – eine Schülersprechstunde einrichtet. Damit überhaupt Lernende diese Gelegenheit nutzen, sollte man z. B. individuelle Tipps zum Vokabellernen in Aussicht stellen. Schülerinnen und Schüler – sie dürfen auch zu zweit in die Sprechstunde kommen – können von für sie unergiebigen oder gar problematischen Unterrichtsstunden ein Lernprotokoll anfertigen: Was sollte gelernt werden? Was habe ich gelernt? Was ist gut gelaufen? Wo hatte ich Schwierigkeiten? Was hätte Herr X/Frau Y anders machen sollen? Es bietet die Gesprächsgrundlage. Ehrliche Antworten auf solche Fragen setzen – wie mehrfach betont – ein Vertrauensverhältnis voraus, welches nach und nach auf- und ausgebaut werden muss. Ist das Eis erst einmal gebrochen, werden Sie sehen: Der Aufwand hat sich gelohnt! Sie können nämlich dann Ihren Unterricht gezielter für die jeweilige Lerngruppe vorbereiten, durchführen und evaluieren.

Das Lehren und Lernen von Fremdsprachen ist mit Anstrengung verbunden. Das müssen auch die Lernenden akzeptieren. Gleichzeitig muss Ihr Unterrichtsangebot so sein, dass die Kinder und Jugendlichen, die lernen wollen – und das sind die meisten – gute Lernerfolge erzielen können. Ein wichtiger Aspekt ist aber immer auch: Fremdsprachenlernen soll Freude machen.