In den Folgen 8 – 10 geht es um Möglichkeiten der Rückmeldung ein, die sich Schülerinnen und Schüler untereinander geben können. Meist erfolgt diese Form des Feedbacks bei der Arbeit im Tandem oder im Team, d. h. es unterliegt dem Einblick der Lehrperson nur zu einem geringen Teil. Anders ist das bei Rückmeldungen der Lernenden untereinander im Klassenunterricht, z. B. bei der Begutachtung einer Präsentation durch die Mitlernenden.

Es wird immer wieder darauf hingewiesen, wie lernfördernd Gespräche der Lernenden untereinander bei der Bearbeitung von Übungen sowie anspruchsvollen Aufgaben sind. Häufig wird das darauf zurückgeführt, dass Peers untereinander eher den Ton finden, den ihre Kleingruppenmitglieder verstehen. Generell ist es sicher so, dass die Erarbeitung einer Aufgabe im Tandem oder Team in einer Art Schutzraum stattfindet, der es auch Lernschwächeren ermöglicht, sich zu beteiligen und vor allem sich an den Mitlernenden zu orientieren.

Bis es aber zu den soeben beschriebenen Effekten eines Feedbacks unter Peers kommt, bedarf es der gründlichen Vorbereitung und Einarbeitung der Lernenden. Ein inzwischen verstorbener, aber nach wie vor sehr einflussreicher Forscher aus Neuseeland, Graham Nuthall, hat über Jahrzehnte mit relativ objektiven Methoden untersucht, was sich in Kleingruppen abspielt und insbesondere, was die einzelnen Schülerinnen und Schüler sagen. Das Ergebnis: The Hidden Life of Learners (zuletzt 2007) zeigt, dass ca. 80 % des Feedbacks, welches die Lernenden sich untereinander geben, falsch ist! Falsch bedeutet entweder inhaltlich falsch oder unpassend, um bei dem oder den angesprochenen Peers wünschenswerte Lerneffekte auszulösen.

Wie kann es dann sein, dass Rückmeldungen der Lernenden untereinander so positiv eingeschätzt werden? Wie kann man diesen Widerspruch auflösen? Das Feedback unter Peers, die ja ohnehin bei Jugendlichen einen größeren Einfluss haben als Lehrpersonen und Eltern, hat dann positiven Einfluss auf die Mitlernenden, wenn eine intensive Übung und Vorbereitung des Feedbacks erfolgt ist. In einigen englischsprachigen Ländern gibt es kurze Video-Sequenzen zum Feedback unter Schülerinnen und Schülern. Zusammen mit der Lehrperson sehen sich die Lernenden solche Videos an und stellen die gelungenen und die weniger gelungenen Rückmeldungs-Aktionen heraus. Meist werden danach in Simulationen bzw. Rollenspielen Feedback-Aktivitäten in Tandems und Teams geübt.

Was können wir tun, die wir über solche Videos nicht verfügen? Wir können die Lernenden zum einen in Gruppen einen kurzen Kriterienkatalog erarbeiten lassen, welche wichtigen Regeln beim Feedback beachtet werden sollten. Zum anderen gibt es Hilfe seitens der Forschung. Obgleich ich der Hattie-Studie inzwischen noch kritischer gegenüberstehe, als ich es in meinen beiden Büchern (De Florio-Hansen 2014a; 2014b) dargestellt habe, ist der Neuseeländer auf dem Gebiet des Feedback (zusammen mit seiner Kollegin Helen Timperley; Hattie & Timperley 2007) unter den führenden Wissenschaftlern. Einer seiner Doktoranden hat auf der Grundlage einer Vorgabe von Hattie eine Handreichung gestaltet und erprobt, die für das Feedback von Lernenden untereinander konzipiert ist. Sehen Sie sich, wenn Sie Zeit und Interesse haben, die englische und/oder die französische Fassung einmal an, besprechen Sie die dargestellten Schritte mit Ihren Lernenden und nehmen Sie gegebenenfalls Vereinfachungen vor.

Zum Schluss ein Zitat von Albert Einstein: „Man sollte alles so einfach wie möglich sehen – aber auch nicht einfacher.“

 
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